Herztransplantation (HTX) / Organspende
Vor allem während der ersten Wochen nach der HTX muss das Immunsystem Ihres Kindes mit hochdosierten Medikamenten
weitgehend „außer Gefecht“ gesetzt werden, um einer Abstoßung des Spenderorgans vorzubeugen. In dieser Zeit ist es in hohem Maße anfällig für Krankheitserreger.
Wichtigste Grundregeln im Alltag:
- häufiges Händewaschen
- Achten Sie zum Wohle Ihres Kindes darauf, dass es in seinem sozialen Umfeld keine Sonderstellung einnimmt, die es möglicherweise ausgrenzt.
- Wägen Sie ab zwischen transplantations-bedingten Vorsichtsmaßnahmen und dem psychischem Wohlbefinden Ihres Kindes.
Wie ist die Prognose?
Einige der ehemals transplantierten Kinder leben bereits seit 20 Jahren mit ihrem Spenderherzen. Allerdings herrscht in Deutschland ein großer Mangel an Spenderorganen. Die Lebensqualität herztransplantierter Kinder ist in den meisten Fällen gut und mit nur wenigen Einschränkungen verbunden.
Am allerwichtigsten ist die neu gewonnene Lebensqualität. Packen Sie die Chance beim Schopf, die Ihrem Kind durch das Geschenk der Organspende gewährt wurde.
Hier finden Sie weitere nützliche Links und Tipps zum Thema Herztransplantation und Organspende.
Mein Kind steht vor einer Herztransplantation (HTX). Was können wir tun?
Die erste Entscheidung liegt bei den behandelnden Ärzten. Eine Herztransplantation (HTX) wird dann in Erwägung gezogen, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten für Ihr Kind ausgeschöpft sind.
Die Warteliste für alle Organempfänger aus den Ländern Österreich, Belgien, Kroatien, Deutschland, Luxemburg, Niederlande und Slowenien wird zentral von der Organisation Eurotransplant mit Sitz in Leiden/Niederlande geführt. Für alle Spenderorgane aus diesen Ländern wird von Eurotransplant per Computer anhand eines Punktesystems der passende Empfänger ermittelt.
Für Ihr Kind spielen neben der Dauer der Wartezeit die Blutgruppe sowie die Größe und das Gewicht eine Rolle. Auch die Entfernung zwischen TX-Zentrum und Spenderklinik wird berücksichtigt.
Die Dauer der Wartezeit ist nicht vorhersehbar, weil bei der Organvergabe nicht nur die Wartezeit, sondern aufgrund des Mangels an Spenderorganen auch die langfristigen Erfolgsaussichten der HTX berücksichtigt werden.
Ihr betreuendes TX-Zentrum erwartet von Ihnen, dass Sie die Zeit nutzen, um unter Anleitung der betreuenden Ärzte und des Pflegepersonals das notwendige Grundwissen für die Weiterversorgung Ihres Kindes zu Hause zu erlangen.
Es ist möglich, dass eine stationäre Aufnahme im TX-Zentrum nötig wird. Dort können Ihrem Kind über Infusionen herzunterstützende Medikamente verabreicht werden, bis ein Spenderorgan gefunden ist. Auch eine parenterale Ernährung kann nötig werden, in einigen Fällen muss das Herz Ihres Kindes während der Wartezeit über ein Kunstherz unterstützt werden.
Weitere Informationen:
Broschüre „Herztransplantation bei Kindern“
Aktuelles
Organspender-Mangel
Die niedrige Bereitschaft zur Organspende sieht Dr. S. Kröncke auch in den Krankenhäusern und besonders auf den Intensivstationen, wo die Einstellung des Personals dazu deutlich negativer wäre als in der Bevölkerung: „In einer bayerischen Studie wurden rund 3.000 Ärzte und Pflegekräfte befragt. Von den Ärzten würden 82 Prozent ihre Organe spenden, vom Pflegepersonal aber nur 66 Prozent. Und nur 57 Prozent würden selbst eine Organspende annehmen, im Gegensatz zu 85 Prozent in der Allgemeinbevölkerung. Die Pflegekräfte solidarisieren sich oft mit den Spendern und möchten die Angehörigen durch eine Organspende nicht noch zusätzlich belasten… Dazu kommen organisatorische und finanzielle Aspekte. Besonders in kleinen Krankenhäusern gibt es bisher niemanden, der sich aktiv um das Thema Organspende kümmert. Bei Medizinern stehen naturgemäß lebenserhaltende Maßnahmen an erster Stelle. Potenzielle Organspender werden daher unter Umständen gar nicht an Eurotransplant gemeldet (das ist die Einrichtung, die die Meldungen für mehrere europäische Länder sammelt … und ermittelt, wer am besten als Empfänger für das jeweilige Organ geeignet ist.) … Außerdem sind gerade in kleinen Häusern Intensivbetten oft knapp. Dann wird so ein Bett natürlich nicht mit einem Verstorbenen belegt, bis ihm die Organe explantiert wurden… Nach neuen Schätzungen könnten wir etwa dreimal mehr Spender haben, wenn in den Krankenhäusern jeder, der infrage kommt, auch tatsächlich gemeldet würde.
Zum Artikel: https://www.psychologie-heute.de/gesundheit/40073-die-psychologie-der-organspende.html
Öffentliche Anhörung
Die Gesetzentwürfe zur Stärkung der Spende- (Entscheidungs-) Bereitschaft der Deutschen wurden bei einer Anhörung im Gesundheitsausschuss kontrovers diskutiert. Ein Entwurf sieht die doppelte Widerspruchslösung vor, nach der jeder als möglicher Organspender gilt, der zu Lebzeiten keinen Widerspruch erklärt hat. Ein weiterer Ansatz ist es, dass die Bürger über ein Online-Register ihre Entscheidung einfach dokumentieren, ändern und widerrufen können. Die jetzige Entscheidungslösung, wonach die Versicherten alle zwei Jahre von den Krankenkassen schriftlich auf das Thema hingewiesen werden, verursacht hohe Kosten, ohne dass in jedem Fall eine nachvollziehbare Entscheidung getroffen werde. Verfassungsrechtler mahnen, dass die Widerspruchsregelung einen Eingriff in die freie Entfaltung der Persönlichkeit darstellen kann, wenn nicht Missbrauch und Irrtum ausgeschlossen würden. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz weist darauf hin, dass Schweigen nicht als Zustimmung gewertet werden könne. Dies gelte sowohl im Verbraucher- und Datenschutz wie auch im Medizinrecht.
Mehr Info:
Widerspruchslösung
Bessere Betreuung bei Organspenden
Der Bundesrat hat am 28.03.2019 Gesetzesänderungen beschlossen, die die Organ-Spendenbereitschaft erhöhen sollen. Das begrüßen wir außerordentlich:
- Transplantationsbeauftragte
1.1 Freistellung
Sie können künftig von ihren sonstigen Aufgaben anteilig freigestellt werden. Die Kliniken bekommen eine vollständige finanzielle Erstattung für den Ausfall.
1.2 Informationsrechte
Sie erhalten Zugang zu den Intensivstationen und allen Informationen zur Auswertung des Spenderpotenzials. Sie sind hinzuzuziehen, wenn nach ärztlicher Beurteilung ein Patient als Organspender in Betracht kommen.
- Entnahmekliniken
2.1 Angemessene Vergütung
Die Kliniken haben Anspruch auf pauschale Abgeltung der jeweiligen Leistungen, die sie zur Organentnahme sowie deren Vorbereitung und intensivmedizinischen Versorgung erbracht haben – zusätzlich zu einer Grundpauschale. Darüber hinaus bekommen sie einen Ausgleichszuschlag dafür, dass bei der Organspende ihre Infrastruktur in besonderem Maß in Anspruch genommen wird.
2.2 Bereitschaftsdienst
Damit die Kliniken jederzeit handlungsfähig sind, wird ein neurochirurgischer und neurologischer konsiliarärztlicher Rufbereitschaftsdienst eingerichtet. Er soll gewährleisten, dass regional und flächendeckend qualifizierte Ärzte für die Feststellung des so genannten Hirntodes zur Verfügung stehen.
- Angehörigenbetreuung
Die Angehörigen von Spendern können künftig mit den Organempfängern mithilfe einer geregelten Betreuung über anonymisierte Schreiben kommunizieren.
Mehr Info: https://www.bundesrat.de/DE/plenum/bundesrat-kompakt/19/975/975-pk.html?nn=4352766#top-5
Doppelte Widerspruchslösung
Bei einer öffentlichen Anhörung am 25.09.2019 berieten die Mitglieder des Deutschen Bundestags über den Vorschlag von Gesundheitsminister Jens Spahn: Alle Deutschen sollen demnach künftig einmal entscheiden, ob sie spenden möchten oder nicht. Damit soll künftig davon ausgegangen werden, dass alle volljährigen Deutschen spenden möchten – es sei denn, sie haben widersprochen.
Ringen um eine gerechtere Verteilung von Organen
Die derzeitige Vergabepraxis (die so genannte Allokation) von Spenderorganen orientiert sich vorrangig an der medizinischen Dringlichkeit und nicht an den Erfolgsaussichten. Wir transplantieren die raren Spenderorgane also nicht den Patienten mit der besten Prognose, sondern denen mit der schwersten Erkrankung oder die am längsten auf der Warteliste sind.
Mehr Info:
Neuer Tiefstand bei Kinder-Organtransplantationen
2017 konnten nur 215 Kinder unter 16 Jahren mit einer Organtransplantation gerettet werden – die niedrigste Quote seit 2008. Unter 257 Herztransplantierten waren lediglich 30 Kinder unter 16 Jahren. Obwohl Kinder bevorzugt gelistet werden, versterben 30 % der Kinder auf der Warteliste für eine Herz- oder Lungentransplantation, ehe ein Organ für sie gefunden wird.
Zwar ist die Zahl der Menschen, die einen Organspendeausweis haben, von 22 % im Jahr 2012 auf 36 % im Jahr 2018 gestiegen. 84 % der von der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) Befragten stehen dem Thema Organ- und Gewebespende positiv gegenüber und 72 % stimmen einer Spende nach ihrem Tod zu. 14 % widersprechen, davon glauben 24 %, als Spender nicht geeignet zu sein. 22 % haben Angst vor Missbrauch und/oder haben wegen negativer Berichterstattung kein Vertrauen. 9 % der Befragten übertragen die Entscheidung auf eine andere Person (und bürden den Hinterbliebenen so eine Entscheidung auf, die sie in einem der schwersten Momente relativ schnell treffen sollen). 5 % machen andere Angaben.
Mehr Info:
Seymor lebt mit einem fremden Herzen
Warum ich?“ hat Seymour sich häufig gefragt, seitdem er weiß, dass er ein neues Herz braucht. Es ist Juni 2006, Seymour leidet immer häufiger unter Atemnot, fühlt sich platt und angeschlagen. Er ist gerade mal 18 Jahre alt, eigentlich sportlich, lebensfroh und immer gut gelaunt. Mit seinem jüngeren Bruder und seiner Mutter lebt er in Aachen, wo er eine Ausbildung zum chemisch-technischen Assistenten macht. Aber seine große Leidenschaft ist der Fußball.
Seymour will Profi werden, er spielt erfolgreich in der Verbandsliga für den JSV Baesweiler 09. Kurz vor seinem geplanten Wechsel zu Alemannia Aachen wird Seymours Leben aus den Fugen gerissen. An einem Wochenende geht es Seymour so schlecht, dass seine Mutter ihn in die Notaufnahme fährt. Dort wird er internistisch untersucht. Ein Ultraschall zeigt, dass sein Herz viel zu groß ist.
Autorin/Quelle: Alissa Meyster/ Bento

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